Innovatives Design und eine geradlinige, reduzierte Formgebung sind charakteristisch für Giorgetto Giugiaro, der als Designer viele internationale Automobilmarken geprägt hat. Er ist unbestritten eine Designkoryphäe und einer der bedeutendsten Automobildesigner unserer Zeit.
Am 7. August 1938 in Garessio (Italien) geboren, war Giorgetto – auch Giorgio genannt – Giugiaro schon früh künstlerisch aktiv. Er entschied sich für ein Studium der Kunst und des Technisches Designs. Schon als junger Student entwickelte Giugiaro eine Leidenschaft für das Zeichnen von Autoskizzen. Der Fiat-Chefkonstrukteur Dante Giacosa erkannte sein Talent und holt den gerade 17-Jährigen im Jahr 1955 als Designer zu Fiat. 1959 wurde Giugiaro bereits Leiter von Nuccio Bertones Styling-Center, 1965 wechselte er zur Carrozzeria Ghia. Der Wunsch nach mehr Unabhängigkeit ließ ihn 1967 sein eigenes Unternehmen Italdesign in Turin gründen. Giugiaro beeinflusste das Automobil-Design wie kaum ein anderer vor ihm und erhielt für sein Schaffen zahlreiche internationale Auszeichnungen. 1999 wurde er zum „Designer des Jahrhunderts“ gewählt. Nach eigener Aussage hat Giugiaro über 500 Modelle gezeichnet, wovon rund 300 umgesetzt wurden.
Turin traf Wolfsburg
Besondere Meilensteine setzte Giugiaro immer wieder auch mit Modellen von Volkswagen, allen voran dem ersten Volkswagen Golf im Jahr 1974. Aber auch der im selben Jahr debütierende VW Scirocco oder die erste Generation des Passat von 1973 zeichnen sich durch ihr markantes Giugiaro-Design aus. Wie prägend das Design des VW Golf I war, zeigt sich daran, dass bis heute seine wesentlichen Designelemente, wie zum Beispiel die markante C-Säule, in jeder neuen Golf Generation weiterleben.
Sportlich zeichnete Giugiaro mit den Supersportwagen W12 syncro und W12 Roadster zudem in den 1990er-Jahren für das Design zweier Stars internationaler Automobilmessen verantwortlich, 2002 mit dem Rallyefahrzeug VW Tarek.
Beim Volkswagen Cheetah Cabriolet von 1970 auf Basis eines verkürzten Fahrgestells eines VW Karmann Ghia Typ 14 blieb es allerdings nur bei der keilförmigen futuristischen Designstudie.
Aber auch im Volkswagen Konzern finden sich echte Giugiaros, wie der SEAT Ibiza von 1984 oder der Audi B2 von 1978. Und auch interessante Konzeptfahrzeuge wie der Pik-As (1973) auf Basis eines Audi 80, der Lamborghini Marco Polo (1982) und der Lamborghini Calà (1995) oder der VW-Porsche Tapiro (1970) entstammten Giugiaros Feder.
Seine klare Handschrift tragen ebenso populäre Modelle anderer Marken wie der elegante Alfa Romeo Alfasud (1972), der kleine Fiat Panda (1980) oder der Flügeltürer DeLorean DMC-12 (1981), vielen als legendäres Auto mit Fluxkompensator aus dem Kultfilm „Zurück in die Zukunft“ bekannt.
Mit dem Maestro unterwegs
Die Volkswagen Classic Redaktion hatte zweimal die Ehre, Giorgetto Giugiaro im italienischen Turin zu treffen und mit ihm in den kreativen Hallen von Italdesign über das Design und die Entwicklung des VW Golf I und des VW Passat B1 zu sprechen. Beeindruckend für alle, die dabei sein konnten. Nicht nur, weil wir hier einem der größten Automobildesigner höchstpersönlich begegnen durften, sondern auch, weil das Charisma, die Energie und die kreative Kraft, die Giugiaro ausstrahlt, wirklich bemerkenswert sind – und bei uns einen tiefen Eindruck hinterlassen haben. Der extra für uns gezeichnete Golf in Blau, laut Giugiaro seine Lieblingsfarbe für den Golf I, wird natürlich als Andenken in Ehren gehalten.
Grazie mille, Maestro! Dem Mann, der so für die Kreativität lebt und wie kaum ein anderer für klares Design und kreative Visionen steht, wünschen wir von Herzen alles Gute zum 85. Geburtstag. Congratulazioni, Maestro! Danke für Ihr Design, Signore Giugiaro, das so eine Bereicherung ist.